Kreuzweg

Jesus auf seinem Leidensweg begleiten

Der Kreuzweg ist eine alte Andachtsform, die keineswegs ausgestorben ist, sondern in lebendigen Gemeinden und unter jungen Leuten sogar eine neue Blüte erlebt: Dabei schlägt man gern eine Brücke vom Schicksal und vom Tod Jesu zu den Verfolgten und Gefolterten unserer Tage.

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Man kann ihn ganz versunken allein gehen, den Kreuzweg, oder betend und singend mit der ganzen Gemeinde. Es sind 14 „Stationen“, die an den Innenwänden der Kirche abgebildet sind oder das Thema von Bildstöcken draußen auf freiem Feld bieten. Der Papst ist jedes Jahr im Fernsehen zu beobachten, wenn er den Kreuzweg im nächtlichen Kolosseum zu Rom betet – einem geschichtsträchtigen Ort, wo in der Antike christliche Märtyrer von Löwen und Panthern zerrissen worden sind.

Erfunden hat man den Kreuzweg allerdings nicht in Rom, sondern in Jerusalem, wo vor allem die Franziskaner die Erinnerung an die letzten Schritte Jesu vom römischen Prätorium zur Hinrichtungsstätte auf dem Berg Golgota pflegten. In einer Zeit, als Mysterienspiele und Reliquienkulte entstanden, wollte man auch Jesus auf seinem letzten Weg ganz nahe sein. In Jerusalem entstand die „Via Dolorosa“, historisch kaum haltbar, aber geheiligt durch die fromme Sehnsucht von Jahrhunderten.

Pilger brachten den Brauch aus dem Heiligen Land nach Europa, wo sich im 15. Jahrhundert zunächst die „sieben Fußfälle“ etablierten (eine Kniebeuge pro Station). Daraus wurden im Lauf der Zeit die 14 klassischen Kreuzwegstationen:

  1. Jesus wird zum Tod verurteilt
  2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
  3. Jesus stürzt unter dem Kreuz
  4. Jesus begegnet seiner Mutter
  5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen
  6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
  7. Jesus stürzt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
  8. Jesus begegnet den weinenden Frauen
  9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
  10. Jesus wird seiner Kleider beraubt
  11. Jesus wird an das Kreuz genagelt
  12. Jesus stirbt am Kreuz
  13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
  14. Jesu Leichnam wird in das Grab gelegt

Die Beter gehen mit Jesus den Weg von Verrat und Verurteilung bis zum Tod. Und sie tauchen dabei in eine Erinnerung ein, die sehr lebendig ist, weil es nicht um ein vergangenes Ereignis vor langer Zeit geht, sondern um eine Wirklichkeit, die alle Zeiten überdauert. Tod und Erlösung betreffen uns genauso wie die Zeitgenossen in Jerusalem damals vor 2.000 Jahren.

Und längst ist eine 15. Station zum Kreuzweg dazugekommen: die Erinnerung an die Auferstehung des Gefolterten und Getöteten, die zur Geschichte der Erlösung zentral dazugehört. In der Berliner Pfarrkirche Mater Dolorosa hat Hans Wachter die Begegnung der Emmausjünger mit dem auferstandenen Jesus an das Ende des Kreuzwegs gestellt.

Christian Feldmann

Fastenzeit: Die wichtigsten Bräuche

Frei werden für das Wesentliche

In der Fastenzeit prägen natürlich nicht riesige und rauschende Feste den Alltag. Es sind eher die kleinen und bescheidenen Gesten, die den Menschen auf Ostern und die Auferstehung Christi vorbereiten.

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Hungertücher

Wir kennen das Hungertuch vor allem durch die Misereor-Aktionen. Hungertücher gibt es in ganz verschiedenen Größen, sie hängen in der Kirche oder auch im Wohnzimmer. Über die Herkunft gibt es verschiedene Angaben. Eine Erklärung wäre der Brauch, das Kreuz während der Passionszeit zu verhängen. Vielleicht hat man sich allerdings auch von der Verhüllung des Altares inspirieren lassen.

Fastenpredigten

Früher war diese Tradition noch weitaus verbreiteter, sie wurde bei dem Konzil in Trient (1545) grundgelegt. Diese Predigten galten meist als besonders aufwenig und wurden dazu eingesetzt, um als Vorbereitung auf Ostern auch das theologische Wissen in einer etwas tieferschürfenden Form weiterzugeben. Es gab und gibt auch heute noch die Praxis, dass die Prediger unter den Gemeinden wechselten, um neue Akzente zu setzen.

Frühschichten

In vielen Gemeinden gibt es während der österlichen Fastenzeit so genannte „Frühschichten“. Meistens sind diese Angebote besonders für Jugendliche gedacht und sollen einen morgendlichen Impuls geben.

Kreuzweg

Eines der zentralen Gebete während der Fastenzeit ist der Kreuzweg. Dabei denken die Gläubigen an das Leiden und Sterben Christi und bereiten sich in diesem Gedenken auf den Karfreitag vor. Der Kreuzweg ist natürlich auch außerhalb der Fastenzeit für das christliche Kirchenleben sehr wichtig und hat seinen Ursprung in Pilgerfahrten nach Golgotha.