Was Ostern heißt

Wir gehen nicht verloren

Es ist der Härtetest christlicher Überzeugung, die Probe aufs Exempel, der Punkt, an dem sich alles entscheidet: der Glaube an die Auferstehung. Wie schon Paulus wusste: „Ist Christus nicht auferstanden, ist euer Glaube ohne Nutzen.“

Myriams-Fotos/pixabay.com
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Übertreiben sie da nicht ein wenig, die Theologieprofessoren und Prediger? Kann nicht auch ein tragischerweise am Kreuz ein für allemal gestorbener Jesus ein fantastischer Mensch gewesen sein, ein Vorbild für ein gelungenes Leben? Und wenn er im Grab geblieben wäre wie alle anderen Toten, gäbe es deshalb keine Hoffnung mehr auf eine Weiterexistenz beim guten Gott, irgendwie?

Eben. „Irgendwie“ genügt nicht. Wir Menschen haben alle eine unstillbare Sehnsucht, nicht verloren zu gehen, von denen, die wir lieben, nicht auf ewig getrennt zu werden, dem Tod am Ende doch ein Schnippchen zu schlagen. Hat diese verzweifelte Sehnsucht „Ostern“ erfunden, ein schönes Märchen von einem, der aus dem Grab zurückgekehrt ist? Oder hat es die Auferstehung wirklich gegeben?

Wir haben keine Fotos, keine Augenzeugen, keine kriminalistische Spurensicherung. „Spuren“, Indizien, Anhaltspunkte haben wir allenfalls im Verhalten von Jesu Freunden: Dieselben Feiglinge, die sich nicht zum Kreuz getraut – das überließen sie den tapferen Frauen – und nach Jesu Hinrichtung versteckt und eingeschlossen haben, beginnen wenige Tage und Wochen später als Missionare durchs Land zu ziehen und lassen sich für ihre Überzeugung inhaftieren, foltern und hinrichten: Er lebt! Wir haben ihn gesehen, er hat mit uns gegessen und getrunken.
Ob das reicht? Aus dem verzagten Freundeskreis eines Hingerichteten wurde eine Glaubensgemeinschaft, die zwei Jahrtausende überdauert und die Welt verändert hat – im Guten, manchmal auch im Schlechten. Nur um einer Illusion willen?

Dennoch, beweisen kann man die Auferstehung Jesu nicht, man kann sie nur glauben. Und begreifen, was Gott der Menschheit damit zeigen will: Jesus Christus war der Mensch, in dem ich für euch ein Gesicht gewonnen habe, berührbar geworden bin. Wenn ich diesen Christus aus dem Grab zurückgeholt habe, dann hat der Tod nicht mehr das letzte Wort, dann werdet ihr alle leben.

Dann hat ein Leben nach dem Muster seines Lebens, Gott treu und leidenschaftlich in die Menschen verliebt, einen bleibenden Sinn. Es gibt nicht nur den Kreislauf ewiger Wiederkehr, wie die Mythen erzählen; nicht nur unsere Seelen werden irgendwie weiter existieren, wie die Philosophen behaupten; nein, mein und dein konkretes Leben geht nicht verloren. Eines Tages wird es Anteil erhalten am Leben Christi, in dem Gott auf dieser Erde präsent war – und ist.

Eine Ahnung davon ist schon in den späten Schichten der hebräischen Bibel da: Gott ist kein Gott der Toten, deshalb wird er sie beleben. In der Jesusgeschichte wird dieser Sieg des Lebens über den Tod endgültig. Es ist eine Botschaft, die tatsächlich die Welt verändert. Denn der auferstandene Christus öffnet unsere Gräber, die Gräber der Resignation und Zaghaftigkeit. Er stachelt uns an, unsererseits gegen die Mächte des Todes und des Bösen zu kämpfen. Er schenkt Kraft, Mut, Fähigkeit zur Solidarität mit den Leidenden. „Er ist die ewige Unruhe dieser Welt geworden“, schrieb Karl Rahner, „indem er das Herz der Welt wurde.“

Christian Feldmann

Ostern: Osterbräuche

Lamm und fromm

Kein Fest hat so viele Riten, die so bedeutend für den Rest des Jahres sind: Osterwasser, Osterkerze, Ostersegen und viele andere. Wir bemerken auf diese Weise ganz deutlich: Ostern ist das wichtigste Fest im Kirchenjahr

Myriams-Fotos/pixabay.com
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Osterwasser

Schon für die alten Griechen war Wasser ein Element des Lebens. Auch in anderen Kulturen gab es heilige Seen und Quellen. Das Osterwasser hat dieses heilige Moment aufgenommen. Das Wasser reinigt den Mensch von der Sünde. Der gewaschene Mensch ist ein neuer Mensch. Ein ganz besonderer Brauche: Lange Zeit schöpften Mädchen in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag schweigend Wasser aus einem Bach. Sie wollten den Moment nicht mit Geschwätz stören. Heute ist das Osterwasser als Zeichen der Taufe zentral in der Liturgie. In der Osternacht wird deshalb die Osterkerze in das Wasser getaucht. Im Anschluss an die Messe nehmen es viele Gläubige mit nach Hause.

 

Osterei

In der Antike symbolisierte das Ei den Ursprung des Lebens. Aus dem Ei schlüpft Leben – wie in der Auferstehung. Das Ei steht zudem für Ewigkeit, es hat weder Anfang noch Ende. Es gibt allerdings noch weitere Erklärung: Im Mittelalter wurde an Ostern die Pacht, die die Bauern ihren Gutsherren zu entrichten hatten, oft in Eiern entrichtet. Trotzdem gab es in der frühen Kirche ein Speiseverbot, das auch Eier betraf – heute undenkbar. Suchen, stupsen oder einfach nur essen: Eier gehören zu jedem Osterfest. Möglichst bunt sollen sie sein, es gibt Verzierungen, die sind eine Kunst an sich. Auch das hat sich übrigens geändert: Eine lange Zeit waren die Ostereier einfach nur rot.

Osterlamm

Das Lamm war in der Antike Zeichen der Unschuld, aber auch der Ohnmacht. Ohnmächtig gegenüber den wilden Tieren. Die Juden feierten später am Pessachfest den Auszug aus Ägypten mit einem geschlachteten Lamm. Das Lamm war das Opfer, das sie Gott zum Dank für ihre Rettung erbrachten. Im Christentum soll das Lamm die Unschuld Christi ausdrücken. Besonders bei den Kirchenvätern war es das Symbol schlechthin für Christus. Heute hat sich diese Sicht zum Beispiel im Agnus Dei erhalten: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.“ Als Osterbrauch heute kennen wir heute das Lamm als Backwerk oder leckerer Braten. Das gebackene Lamm wird meist mit in die Kirche genommen, gesegnet und beim Osterfrühstück gegessen.

Osternacht

Die eigentliche Osterfeier der katholischen Kirche findet in der Osternacht von Samstag auf Sonntag statt und ist in vier Teile gegliedert. Den ersten nennt man Lichtfeier: Dabei versammelt sich die Gemeinde vor der Kirche am Osterfeuer. Es ist ein Symbol für die zentrale Osterbotschaft: Jesus, das Licht der Welt, ist auferstanden und bricht die Finsternis des Todes. Am Osterfeuer wird die große Osterkerze angesteckt. Sie trägt die griechischen Buchstaben Alpha und Omega („Anfang und Ende“) – Jesus als Anfang und Ende der Welt. Die Osterkerze wird anschließend in die dunkle Kirche getragen. Die Prozession mit dem Gesang „Lumen Christi“ gehört zu den stimmungsvollsten Elementen der Osternacht. Das Osterfeuer wird an die Kerzen der Gemeindemitglieder weitergegeben, so soll Licht und Wärme in die Welt getragen werden. Mit dem Exsultet endet die Lichtfeier.

Es folgt der Wortgottesdienst, mit bis zu sieben Lesungen aus dem Alten Testament. Zentral ist dabei der Auszug aus Ägypten, der Exodus. Nach der letzten Lesung folgt das Gloria – endlich erschallen Glocken und Orgel wieder. Auch das Halleluja ertönt seit Karfreitag zum ersten Mal. Der Wortgottesdienst wird durch das Evangelium und die Predigt abgeschlossen. Bei der anschließenden Tauffeier werden Tauf- und Weihwasser gesegnet. Manchmal finden in der Osternacht auch noch Taufen statt. Der letzte Abschnitt ist die Eucharistie, Höhepunkt der Osternacht.

Osterhase

Der Hase ist eines der bekanntesten Symbole für Ostern. Dabei weiß man gar nicht so richtig, wie dieser Brauch entstanden ist. Er um 1682 wird er das erste Mal erwähnt. Ab dem 19. Jahrhundert behaupteten dann die Eltern, der Osterhase hätte die Eier versteckt. Bisweilen wurde auch ein Brot mit einem Hasenbild gebacken, im Innern war ein Ei versteckt.

„Urbi et Orbi“

Im Vatikan spendet der Papst an Ostern der Stadt Rom und der ganzen Welt den berühmten Segen „Urbi et orbi“. Dieser Segen ist ein apostolischer Segen. Das heißt, dass damit ein vollkommener Ablass gegeben wird. Das gilt für den „Urbi et Orbi“-Segen auch, wenn man ihn per Radio, Fernseher oder Internet empfängt.

Osterlachen

Dieser Brauch ist fast schon in Vergessenheit geraten, gehörte aber lange buchstäblich zum guten Ton in der Kirche. Dabei versuchte der Priester durch Gebärden, Witze oder später durch die so genannten „Ostermärchen“, die Gemeinde zum Lachen zu bringen. Ziel war es, die Schrecken des Karfreitages auch akustisch auszutreiben.

Simon Biallowons