Gent – Eine Reise in die Vergangenheit

Gent zählt dank seiner historischen Altstadt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Europa. Schon im Mittelalter gehörte die Stadt zu den großen europäischen Metropolen.

Zeitweise war sie die zweitgrößte Stadt nördlich der Alpen, übertroffen nur noch von Paris; bis Mitte des 16. Jahrhunderts war sie mit etwa 60.000 Einwohnern die größte Stadt der Niederlande. In Gent lag das Zentrum der flandrischen Tuchproduktion. Damit wurde die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz für den europäischen Tuchhandel. An die 30 verschiedene Handwerke waren allein an der Herstellung von Stoffen beteiligt, darunter Kämmerer, Spinner, Weber, Walker, Färber. Vom Reichtum des mittelalterlichen Gent zeugen bis heute die vier- bis fünfstöckige Häuser entlang der Straßen und Grachten. Dazu ist Gent ein Schatzkästchen sakraler Kunst. Das Stadtzentrum wird von vier großen Kirchen beherrscht, darunter die St. Bavo-Kathedrale mit dem berühmten Genter Altar des Jan van Eyck.

Typisch für die Städte Flanderns sind die Belfriede, hohe gotische Glockentürme, die von den Stadtvätern oder Zünften als Zeichen bürgerlicher Macht errichtet wurden. Der Belfried von Gent ist 95 Meter hoch und steht im Stadtzentrum zwischen der St. Bavo-Kathedrale und der Kirche St. Niklas (im Hintergrund links). Er schließt baulich an die Genter Tuchhalle mit ihren elf Giebeln an.
Nur wenige Meter hinter der Tuchhalle liegt die Kirche St. Niklas. Sie ist ein bedeutendes Beispiel gotischer Sakralkunst in Mitteleuropa. Anders als die knapp einen halben Kilometer entfernte St. Bavo-Kathedrale handelt es sich bei St. Niklas um die Pfarrkirche der wirtschaftlich erfolgreichen Bürger von Gent. - Foto: Schwarze.
Ein Blick in das Innere der St. Niklaskirche. – Foto: Schwarze.
Die römisch-katholische St. Bavo-Kathedrale ist nach dem flandrischen Lokalheiligen Bavo benannt worden. Sie geht zurück auf eine Kapelle, die ursprünglich Johannes dem Täufer geweiht war. Die zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert erbaute Kirche ist eine Fundgrube sakraler Kunst. – Foto: Schwarze.
Ein Blick ins Innere der St. Pavo-Kathedrale. – Foto: Schwarze.
Die singenden Engel sind ein beliebtes Motiv des Genter Altars. Der Flügelaltar wurde um 1435 von Jan van Eyck, dem Hofmaler des burgundischen Herzogs Philipps des Guten, geschaffen. – Foto: Zeno.org
Die Kirche St. Michael entstand in mehreren Phasen. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden das dreischiffige Langhaus und das Querschiff errichtet, ebenso zwei Etagen des Glockenturms. Während der Religionskriege wurden die Arbeiten unterbrochen, die Kirche geplündert und teilweise beschädigt. Im 17. Jahrhundert wurden Chor und Kapellenkranz erneuert. Der Glockenturm wurde allerdings aus finanziellen Gründen nicht wiederhergestellt und sieht noch heute aus wie abgeschnitten. – Foto: Schwarze.
Von der Brücke St. Michael aus können die Bürger und Besucher von Gent den Blick auf den Fluss Leie genießen und auf den mittelalterlichen Hafen der Stadt, heute dank vieler Restaurants und Cafés ein pulsierender Treffpunkt der Stadt. Graslei und Kornlei heißen die beiden Straßen, die am Hafen entlang verlaufen. "Graslei" meint "Straße der Kräuter und des Gemüses", "Kornlei" bedeutet "Straße des Weizens". - Foto: Schwarze.
Das älteste Haus an der Graslei ist der "Spijker" (rechts). Das gotische Haus stammt aus dem Ende des 12. und dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Hier wurde der Weizen gelagert, der via Gent transportiert wurde. – Foto: Schwarze.
Von der Brücke St. Michael aus sieht man sie wie in einer Reihe stehen, den Turm der Kirche St. Michael (vorne), den Befried (Mitte) und den Turm von St. Bavo (rechts). Die Dreiturmreihe, "drie torens van Gent", gehört zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt. – Foto: Schwarze.