Der heimliche Kritiker

Michelangelo Buonarroti, der häufig nur unter seinem Vornamen bekannt ist, gilt für viele neben Leonardo da Vinci als das bedeutendste Universalgenie seiner Zeit. Auch wenn sich der Italiener einen Ruf als Maler, Architekt und Dichter machte, sah er selbst sein größtes Talent in der Bildhauerei. Seine Arbeiten in der Sixtinischen Kapelle nutzte er für eine ganz persönliche Botschaft an den Papst.

Michelangelo wird am 06. März 1475 in der heutigen Provinz Arezzo geboren. Bereits mit 13 Jahren setzt er sich gegen den Willen seines Vaters durch und wird bezahlter Schüler in der Werkstatt Domenico Ghirlandaios. Hier lernt er vornehmlich die Freskokunst und Malerei, wendet sich aber bereits früh der Bildhauerei zu. Unter Lorenzo de`Medici, in dessen Kunstschule er 1489 aufgenommen wird, beginnt eine intensive Förderung in Kunst und Philosophie. Obwohl Michelangelo vor allem in der Malerei gefördert wird und auch mehrere Auftragswerke ausführt, ist bereits aus seinen jungen Jahren bekannt, dass er sich selbst am liebsten der Bildhauerei zuwandte. In diese Zeit ist wohl auch der Vorfall einzuordnen, bei dem Michealangelo von seinem Mitschüler Torrigiano einen Schlag ins Gesicht versetzt bekommt und dadurch zeitlebens eine krumme Nase behält.

Zwischen 1513 und 1515 schuf Michelangelo die Skulptur des Moses für das Grabmal von Papst Julius II. in der Kirche San Pietro in Vincoli (Rom). – Foto: LoggaWiggler-pixabay.com
Zwischen 1513 und 1515 schuf Michelangelo die Skulptur des Moses für das Grabmal von Papst Julius II. in der Kirche San Pietro in Vincoli (Rom). – Foto: LoggaWiggler-pixabay.com

Der Künstler provoziert den Papst

Julius II. tritt mit einer großen Aufgabe an Michelangelo heran. Er soll für den Papst ein großes Grabmonument, welches ihn rühmen soll, errichten. Dieses sollte noch zu Lebzeiten des Papstes fertiggestellt werden. Michelangelo nimmt den Auftrag freudig an und überwacht persönlich den Transport des Mamors aus Steinbrüchen. Einige Zeit beobachtet der Papst die Planungen Michelangelos und scheint davon begeistert gewesen zu sein. Aus bisher nicht geklärten Gründen, schlägt die Stimmung des Papstes jedoch plötzlich um und er wählt einen anderen Künstler und entscheidet sich auch für ein anderes Projekt, den Neubau der Peterskirche.

Michelangelo sollte stattdessen die Sixtinische Kapelle mit Fresken dekorieren. Doch er reiste beleidigt nach Florenz ab. Der Papst unternahm mehrere Versuche, ihn nach Rom zurückzuholen und traf sich sogar in Bologna mit ihm. Schließlich gab Michelangelo nach und begann seine Arbeiten. Er hatte jedoch Bedingungen ausgehandelt und diese nutzte er für eine Provokation. Eigentlich sollte er die Apostel malen, die Ursprünge der Kirche. Der Papst wünschte sich eine Glorifizierung der Kirche an der Decke.

Michelangelo entschied sich bewusst für den Anfang des Johannesevangeliums, den er malte. Er pries mit seinen Fresken nicht die christliche Kirche, sondern forderte eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, auf Gott selbst. So malt Michelangelo beispielsweise jüdische Propheten, die die Ankunft des Gottessohnes erwarten. Erst durch Christus konnte alles entstehen, die Institution Kirche kommt in Michelangelos Ausschmückungen nicht vor. Berühmt ist der Ausschnitt „Die Erschaffung des Adams“. Am 1. November 1512 wurde Michelangelos Werk enthüllt. Zeitlebens blieb es sein indirekter Protest gegen einen sturen Papst. Am 18 Februar 1564 starb Michelangelo in Rom. Beerdigt wurde er in Florenz.

Familienpflicht und große Werke

Vom Sommer 1496 bis zum Sommer 1501 verbringt Michelangelo die Zeit mit Arbeiten in Rom. Hier schafft er unter anderem seine bekannte Bacchusstatue und seine Mamorstatue „Pietà“. Es sind Jahre, die für den Künstler sehr produktiv verlaufen. Er findet viele Auftraggeber und fndet in Rom große Anerkennung als Bildhauer. Doch die familiären Pflichten, denen sich Michelangelo stets verantwortlich fühlt, überwiegen. Er kehrt auf das Drängen seines Vaters nach Florenz zurück und unterstützt ihn und seine Brüder finanziell. Hier entsteht zwischen 1501 und 1504 sein wohl bekanntestes Werk, die Davidstatue.

1504 wird Michealangelo gemeinsam mit Leonardo da Vinci von der Florentiner Regierung beauftragt, zwei Monumentalgemälde im großen Saal des Stadtrates zu malen. Das Werk vollendet Michealangelo nicht, da er einem Ruf des Papstes Julius II. Nach Rom folgt. Doch seine Zeit in Rom führt zu keinem glücklichen Übereinkommen mit dem Papst.