Was sind Kardinaltugenden?

Eine Aufzählungen an moralischen Grundtugenden, nach denen es sich zu leben lohnt, entstand bereits in der Antike. Die Tugenden variieren je nach Autoren, bei denen sie beschrieben werden. Die so genannten „Kardinaltugenden“ fanden Einzug in den Katechismus der katholischen Kirche und wurden dort um weitere theologische Tugenden ergänzt. Gemeinsam wurden sie zu den Gegenstücken der sieben Hautlaster, auch Todsünden genannt.

Der Begriff der „Kardinaltugenden“ findet erstmals im 4. Jahrhundert bei einem der vier lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike, Ambrosius von Mailand, Verwendung. Damit werden in der Regel die vier Grundtugenden „Gerechtigkeit“ (iustitia), „Mäßigung“ (temperantia), „Tapferkeit“ (fortitudo) und „Weisheit“ (sapientia) beschrieben. Bekannt waren die Grundtugenden vermutlich aber weitaus früher. Bereits im griechischen Adel des 6. Jahrhunderts v. Chr. war diese Tugendgruppe bekannt.

Fotos: pixabay
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Verbreitung durch Platon

Wirkliche Bekanntheit und Verbreitung erfuhren die vier Grundtugenden durch den antiken griechischen Philosophen Platon und seine Zeitgenossen. In den von Platon gegründeten Akademie wurden die Tugenden als die Grundlagen der Ehtik und moralischen Grundregeln gelehrt. Doch nicht nur Platon trug zur Verbreitung der Kardinaltugenden bei. Die „Tugend“ galt seit Platon und vor allem seit Aristoteles als zentrale Kategorie der Ethik. In der griechischen Philosophie bezeichnet man damit das Streben nach der Selbsterziehung, die einen Menschen zu einer nützlichen Person werden lassen sollte.

Auch die Stoiker, die etwas später als die platonischen Philosophen lehrten, übernahmen den Kanon der vier Kardinaltugenden. In der hellenistischen und römischen Welt war man ebenfalls schnell mit diesen ethischen Grundregeln vertraut, da sie über das stoische Schrifttum Einzug in verschiedene Handbücher erhalten hatten. Auch im Judentum wurde die Lehre dieser Tugenden verbreitet.

Erweiterung durch Paulus

Im Katechismus der katholischen Kirche werden sieben dieser Grundtugenden, „Kardinaltugenden“, genannt und den sieben Todsünden gegenübergestellt. Bei den hier zu findenden Kardinaltugenden handelt es sich um die aus der Antike stammenden vier Begriffe „Gerechtigkeit, „Mäßigung“, „Tapferkeit“ und Weisheit“. Ergänzt wurden diese vier durch drei weitere theologische Tugenden, auch „göttliche Tugenden“ genannt. Diese drei werden an mehreren Stellen der Bibel erwähnt und sind auf Apostel Paulus zurückzuführen.

Die bekannteste Stelle ihrer Erwähnung ist sicherlich folgende:

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe“. (Paulus, 1 Kor 13, 13). Die Kombination aus den vier Kardinaltugenden und den drei göttlichen Tugenden prägt noch heute das christliche Leben. Sie stehen für das gute Verhalten eines Menschen und werden den Sünden, den Lastern entgegen gesetzt.